Roland Kühne:為六四和所有暴力受害者點燃蠟燭

羅蘭德庫納(Roland Kühne)牧師在六四全球網絡會議上。田牧攝影

親愛的世界大家庭的兄弟姐妹們,所有在中國無法聽到、看到我們的兄弟姐妹,

當年那個夜把我們今天都聯繫在一起,那個夜晚也標誌著一個轉折點。

那天晚上,步槍齊射,坦克轟鳴,受傷者的慘叫聲將一個平常的夜晚變成了恐怖、不公、專橫、暴力和鮮血的夜晚。那天晚上,人們在醫院尋找親人,揭開血染的床單,查看死者是否是自己的家人。

今天,我們再次點燃一支蠟燭,一支紀念遇難者的蠟燭,一支紀念天安門大屠殺死難者的蠟燭。

這燭光也照亮並紀念在西藏被謀殺的人和他們的家屬;新疆的維吾爾人、也門、敘利亞、阿富汗的亡靈。

這燭光為全世界香港人的民主心而燃燒,尤其是林培瑞教授提出的香港良心犯鄒幸彤、何桂藍、黎智英、李卓人和黃之鋒。

這燭光也為烏克蘭和俄羅斯的善良人民而點燃,也照亮世界各地源源不斷的流離失所者。

這燭光也為那些不想向蔑視人道的中國政權低頭的台灣人民點燃。

但是:暴君恐懼!害怕文字的力量!害怕啟蒙!害怕那些不畏懼為民主、自由和人權挺身而出的人,即使付出生命也在所不惜。

Thomas Mann 寫道: 過往的井,水深不可測。它真是高深莫測嗎?但在這一天,記憶深刻在我們腦海中。

事發之前,我們不想往壞處考慮,不相信對方的殘酷,我們對兄弟姐妹的人性發出呼喚。

事發之後,是麻痺僵硬的時刻,不理解、不願相信的時刻,癱瘓、哀歎的時刻,倖存者站在背痛悼念者身旁的時刻。

但接著就是顯示勇氣、反抗的時刻,抗暴、鬥爭、示威的時刻,不讓暴君為所欲為的時刻!

作為上帝的僕人和人權鬥士,我想給世上的兄弟姐妹提供希望的泉源。這些話語源自古老的時代,在舊約聖經詩篇 85 中:「慈愛和誠實彼此相遇,公義和平安彼此相親。」

我帶著這個希望,把它作為光明帶入黑暗的世界。

讓我們不放棄努力,堅持劉曉波那些具有驚人真理及現實意義的話語:

「一個殺人的政府是令人唾棄的,一個用謊言為殺人辯護的政府是令人不齒的——一個容忍殺人的政權且遺忘亡靈的民族,是令人絕望的。特別是當暴政的罪惡已經昭然於天下之時——無辜者肉體的死亡已經在道義上宣判了殺人者的死亡。」

「也就是說,活下來的倖存者和鐵窗外的自由人,作為一個單獨的個體,只有記住這些受難者,不參與強制遺忘的人血饅頭盛宴,才會有生存的意義和做人的尊嚴可言,才能承擔起人之為人的責任——個人責任沒有替代品。」

(廖天琪中譯)

以下為德文全文:

Liebe Schwestern und Brüder der Weltfamilie,

und auch an alle Schwestern und Brüder in China, die uns nicht hören und sehen können, weil es ihnen verwehrt wird. Wir alle sind heute verbunden in dem Blick zurück, an jene Nacht, die auch zu einer Zeitenwende wurde. 

Jene Nacht, als die Gewehrsalven und das Dröhnen der Panzer, die Schreie der Verwundeten eine normale Nacht zur Nacht des Terrors, der Ungerechtigkeit, der Willkür, der Gewalt, des Blutes machten. Jene Nacht, in der Menschen, die in Krankenhäusern Ihre Lieben suchten, unter Bettlacken schauten, ob der Verstorbene, die Verstorbene zu ihnen gehört.

Wir zünden heute wieder ein Licht an, ein Licht der Erinnerung für die Ermordeten, ein Licht für die Hinterbliebenen des Massakers auf dem Tiananmen.

Dieses Licht brennt auch zur Erinnerung an die Ermordeten und für die Hinterbliebenen in Tibet, der Uiguren in Xinjiang, in Yemen, in Syrien, in Afghanistan.

Dieses Licht brennt für die Demokratieherzen der Hongkonger Menschen in der ganzen Welt und besonders gemeinsam mit Prof. Perry Link für die Hongkonger Gewissensgefangenen Chow Hang-tung, Gwyneth Ho, Jimmy Lai, Lee Cheuk-yan und Joshua Wong.

Dieses Licht brennt auch für die Menschen guten Willens in der Ukraine und Russland. Dieses Licht brennt auch für den nicht enden wollenden Strom der Vertriebenen überall in der Welt.

Dieses Licht brennt auch für die Menschen in Taiwan, die sich dem menschenverachtenden Regime aus China nicht beugen wollen.

Aber: Die Despoten haben Angst! Angst vor der Macht der Worte! Angst vor der Aufklärung! Angst vor Menschen, die keine Angst haben sich für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte einzusetzen, im Notfall auch mit ihrem Leben.

Thomas Mann schrieb: Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn nicht unergründlich nennen? Aber an diesem Tag erinnern wir uns intensiv an das, was geschah.

Es gibt immer eine Zeit davor, in der wir an das Schlimme nicht denken wollen, in der wir dem Gegenüber das Grauen nicht zutrauen, in der wir an die Menschlichkeit unseres Bruders und unserer Schwester appelieren.

Und es gibt die Zeit danach, eine Zeit der Starre, eine Zeit des Unverständnisses, eine Zeit des Nicht-Glauben-Wollens, eine Zeit der Lähmung, eine Zeit des Trauerns, wo die Überlebenden den Trauernden zur Seite stehen müssen.

Aber danach gibt es endlich eine Zeit des Mutes, eine Zeit des Trotzes, eine Zeit des Widerstandes, eine Zeit des Kampfes, eine Zeit der Demonstrationen, eben eine Zeit, die den Despoten nicht das Handeln überlässt!

Als Mann Gottes und Kämpfer für die Menschenrechte möchte ich uns und allen Schwestern und Brüdern der Weltfamilie eine Speise für die Hoffnung auf Zukunft mitgeben. Es sind Worte aus längst vergangenen Tagen und Epochen, sie stehen im Alten Testament der Bibel, dort im Psalm 85: „Dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Frieden sich küssen.“

Ich will diese Hoffnung aufnehmen und sie weitertragen als Licht in die Welt der Finsternis. 

Lasst uns in unserem Bemühen nicht aufgeben und halten wir es mit Liu Xiaobo, dessen Worte von erschreckender Wahrheit und kaum zu überbietender Aktualität getränkt sind:

„Eine Staatsmacht, die tötet, ist verabscheuungswürdig, und eine Staatsmacht, die ihre Morde durch Lügen rechtfertigt, ist verachtenswert – und ein Volk, das die durch die Staatsmacht getöteten Seelen nur allzu schnell zu vergessen bereit ist, ist zum Verzweifeln. Besonders, wo die Verbrechen der gegenwärtigen Despotie längst vor aller Welt offen zutage liegen. Die Leichen der unschuldig Gestorbenen haben ihre Mörder im Sinne von Recht und Moral längst zum Tod verurteilt.

Das heißt auch, dass jeder der Überlebenden und diejenigen, die außerhalb der Gefängnismauern in Freiheit leben dürfen, nur dann, wenn sie die Erinnerung an die unschuldigen Opfer wachhalten und nicht am Schmaus des in ihrem Blut getränkten Brots teilnehmen eine Daseinsberechtigung haben und die Würde eines Menschen für sich beanspruchen können. Erst dann können sie die Verantwortung des Menschen für den Menschen auf sich nehmen – persönliche Verantwortung ist nicht substituierbar.“

Herzliche Grüße, Roland